Mitte Mai sind Wilderer in das Naturreservat von Ghaub eingedrungen und haben eine Nashornkuh getötet. Die Hörner wurden abgehackt und gestohlen…
Am frühen Nachmittag
des 16. Mai weidete eine Gruppe Nashörner auf einer offenen Fläche der Savanne – zwei Kühe mit ihren beiden jeweils 13 Monate alten Kälbern und ein junger Bulle.
Gegen Abend näherten sich die Wilderer den Tieren. Einer von ihnen schoss gezielt auf eine Kuh. Durch den Schuss aufgeschreckt, rannten die anderen Nashörner in Panik davon. Daraufhin schossen die Wilderer offensichtlich wahllos hinter den fliehenden Tieren her.
Die zweite Kuh wurde dabei angeschossen und zwei Tage später etwa fünf Kilometer entfernt tot aufgefunden. Dieses arme Tier starb über einen längeren Zeitraum und muss enorme Schmerzen erlitten haben. In den Stunden vor ihrem Tod rieb sie ihre Hörner und ihren Körper immer wieder an Bäumen. Offensichtlich versuchte sie verzweifelt, den Schmerz loszuwerden.
Der Bulle wurde ebenfalls getroffen, doch hatte Glück im Unglück: Die Kugel wurde von einer seiner Rippen aufgehalten. Er hat sich bisher gut erholt. Die Wunde eitert zwar, doch eine Betäubung wäre zurzeit zu gefährlich und würde die anderen Nashörner wieder völlig aus dem Gleichgewicht bringen. So bleibt er vorerst unter tierärztlicher Beobachtung.
Das Kalb der zweiten Kuh kam ohne Verwundung davon. Es wurde am Tag nach dem Vorfall gefunden, hat sich inzwischen beruhigt und weidet jetzt zusammen mit dem angeschossenen Bullen. Obwohl Nashorn-Kälber bis zu einem Alter von 18 Monaten säugen und danach noch rund zwei Jahre an der Seite ihrer Mutter bleiben, besteht Hoffnung, dass es sich weiter gut entwickelt.
Vom Kalb der ersten Kuh fehlte mehr als zwei Wochen jede Spur, trotz intensiver Suche, bei der auch ein Helikopter und eine Drohne zum Einsatz kamen. Erst am Freitagabend wurde sein Kadaver im dichten Busch entdeckt. Eine Schusswunde am linken Hinterlauf muss ihm einen langsamen Tod bereitet haben.
Die Wilderer waren den Spuren zufolge von einem Auto bis zu einem Punkt in einiger Entfernung vor dem bewachten Tor gebracht worden. Von dort aus waren sie mehrere Kilometer weit durch die mit Busch bewachsenen Berge gelaufen, ehe sie auf die Nashörner trafen. Nachdem sie die Hörner erbeutet hatten, liefen sie die gleiche Strecke zum wartenden Auto zurück.
Eine Hundestaffel ist den Weg am Tag nach dem Vorfall abgelaufen, in der Hoffnung, irgendwelche Hinweise zu finden, aber ohne Erfolg. Man geht von einer gewissen Ortskenntnis der Wilderer aus, da sie sich relativ gezielt durch das Gebiet bewegt haben.
ONE Namibia hat eine Belohnung von 50.000 Namibia Dollar ausgesetzt – für Informationen, die zur Verhaftung und Verurteilung der Täter führen. Die Ermittlungen der Polizei sind in vollem Gange. Informationen zu wichtigen Neuentwicklungen, soweit von der Polizei freigegeben, werden wir auf unserer Facebook-Seite veröffentlichen.
Dieser Vorfall zeigt nicht nur die Skrupellosigkeit, mit der die Wilderer vorgegangen sind, sondern auch die Notwendigkeit, weiterhin in den Schutz dieser Tiere zu investieren. Zu den bisherigen Maßnahmen gehörte die Errichtung bewachter Tore an der Durchgangsstraße. Speziell ausgebildete Wachleute patrouillieren das Naturreservat, spüren die Nashörner jeden Tag auf und melden Standort und Zustand der Tiere.
Auf eine Enthornung der Nashörner wurde bewusst verzichtet, weil Wilderer in mehreren Fällen die Tiere auch für den Stumpf getötet haben. Die Betäubung verursacht viel Stress beim Nashorn und birgt das Risiko einer Überdosierung. Da das Horn rasch nachwächst, müsste es einmal im Jahr gestutzt werden. Zudem brauchen die Tiere ihre Hörner für Sozialverhalten und Paarungskämpfe.
Stattdessen ist schon seit längerem geplant, Teile des Außenzauns zu elektrifizieren. Nun wird auch über Wachtürme nachgedacht, die rund um die Uhr besetzt sind. Von ihrer erhöhten Position können die Wachleute tagsüber weiter sehen und nachts mögliche Schüsse besser hören und orten.
Allerdings fehlen aufgrund der Corona-Krise die Einnahmen durch den Tourismus, um Naturschutzmaßnahmen zu finanzieren. Daher ist Ghaub dankbar für die Unterstützung seines Partners ONE Namibia. Dies ist ein Unternehmen, das Wild und natürliche Lebensräume erhalten will und es durch die Ausgabe von Anteilen ermöglicht, dass Teilhaber aktiv und direkt zum Wildschutz beitragen können.
Wollen Sie aktiv helfen, Nashörner vor Wilderern zu schützen? Mehr Info dazu gibt es hier.